Manfred Weinreich

Waltroper_Stadtmaler_2010

„Jetzt habe ich wohl das Glück auf meiner Seite !“ 

Mit dieser Äußerung reagierte Manfred Weinreich auf die Wahl zum Stadtmaler 2010.Ich habe zurzeit schwerste Maloche am Hals, so dass ich abends fast zu nichts mehr fähig bin. Ich fahre, trage, schaufle jeden Tag etwa 15 Tonnen Steine, Kies und Mörtel hin und her. Mein Juraprojekt soll vor Weihnachten noch fertig werden.“ Mit dieser Darstellung begann der Stadtmaler 2010 zu erklären, warum er sich nicht sofort nach Eingang des Briefes der Auswahljury in Waltrop gemeldet hat.

Die Stadtmalerjury unter Leitung der Waltroper Gesamtschullehrerin Anja Souissi beschreitet mit der Wahl des bei Augsburg lebenden Künstlers Manfred Weinreich Neuland. Mit dem 48 jährigen Oberbayern fiel die Wahl auf einen Menschen dessen Lebens –und Projektkonzepte Teil seiner Kunst sind. Zwar studierte Weinreich an der Akademie der bildenden Künste in München freie Bildhauerei aber seine Wege führten ihn auch in die Bereiche der Musik und der Literatur. Mitte der achtziger Jahre begannen seine für ihn und seine Arbeit prägenden Asienaufenthalte in Thailand und Indonesien. Dort arbeitete er mit Unterbrechungen bis Ende 1999 in verschiedenen Regionen Südostasiens unter Einheimischen. So lernte er auf  Borneo das Schnitzen mit Eisenholz oder lebte im Dschungel mit den Völkern der Yali und Dani praktisch unter Steinzeitbedingungen.

Anfang der 90er Jahre beginnt er sein Bungalowprojekt „Hakiki“ auf Lombok und siedelt 1994 vollständig nach Indonesien über. Nach 5 Jahren nervenaufreibenden Kampfes gegen Neid, Korruption und Unzuverlässigkeit musste er sich eingestehen, dass sein wohl bisher größtes Kunstprojekt gescheitert ist. Er verlässt mit 5000 Seiten Tagebuchaufzeichnungen und seinem auf Lombok geboren Sohn Tomi die Insel und wagt in seiner bayrischen Heimat einen Neuanfang.
Selbst sagt er zu dieser Zeit: „ Ich bin allein erziehend, leide an Einsamkeit und Geldmangel, die Kunst liegt mangels Muse und Eingebung am Boden.“

Diese schwere Lebens – und Arbeitskrise überwindet Weinreich und beginnt eine künstlerische Auseinandersetzung mit sich selbst. In diesem Jahr gewinnt er u.a. mit einem Selbstportrait, den im süddeutschen Raum angesehenen „Aichacher Kunstpreis“.

Dieser Lebensweg gepaart mit einem breiten künstlerischen Spektrum vom Projekt über die Plastik und Malerei bis hin zur Landschaftskunst überzeugte die Auswahlkommission. „Der neue Stadtmaler eröffnet uns die Chance mit Schülern nicht nur Kunst sondern auch Lebensentwürfe, die das Scheitern und das Triumphieren einschließen zu thematisieren“, betont die Organisatorin des Projekts.Manfred Weinreich wird Anfang Februar seine Arbeit als 18. Waltroper Stadtmaler im Atelier der Waltroper Gesamtschule beginnen.  

Eine Episode am Rande

Wie kam der Globetrotter Weinreich auf das Waltroper Stadtmalerprojekt?

Schon 2003 lernte der nun frisch gekürte Stadtmaler 2010 auf einer Reise durch Weißrussland einen gewissen Wladimir Gurski kennen. Diese war selbst 1999 Waltroper Stadtmaler und dürfte vielen Waltropern noch ein Begriff sein. Gurski schwärmte dem Bajuwaren von Waltrop, seinen Bürgern und dem Stadtmalerprojekt vor. „Nach dem Gewinn des Aichacher Kunstpreises dachte ich, ich probier`s einfach mal mit Waltrop, vielleicht hab`ich ja jetzt das Glück auf meiner Seite.“, so Weinreich.

 

 

 
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