Jana Walczyk_Andreas Derebucha

Hier geht es zur Panoramatour durch die Ausstellung.

Rede Stadtmaler-Eröffnung

Ich freue mich, Sie heute Abend im Kulturforum Kapelle zu der Ausstellungseröffnung „Con piacere“ des Stadtmalerpaares Jana Walczyk und Andreas Derebucha begrüßen zu können.

Da es sich bei den diesjährigen Stadtmalern um Illustratoren handelt, liegt es auf der Hand, dass am Ende des Projektes und diesen Jahres ein Buch mit Geschichten und Illustrationen unserer Gesamtschüler veröffentlicht werden soll.

Eine Besonderheit heute Abend ist, dass Andreas Derebucha in Waltrop nicht unbekannt ist. 1985 wurde er im ukrainischen Nikolaev, in der Nähe von Odessa, geboren und kam 1999 mit seiner Familie nach Waltrop. Darüber hinaus ist unser diesjähriger Stadtmaler sogar ein ehemaliger Schüler der Gesamtschule Waltrop. Seine Liebe zur Kunst und speziell zur Aquarellmalerei entdeckte er schon im Alter von 6 Jahren. Bis zu seinem 14 Lebensjahr besuchte er in der Ukraine eine Kunstschule im Nachmittagsbereich. Früh wurde dort sein Talent erkannt und in allen Bereichen der darstellenden Kunst geschult, was sich in der Vielfältigkeit seiner präsentierten Werke widerspiegelt. So werden Sie neben Grafiken und Malerei eigens von ihm angefertigte Teilschnitzereien an Plexiglasrahmen finden, die die klassischen Bildmotive in der ursprünglich modernen Rahmung wieder aufgreifen. Nach der Schule begann Andreas ein Praktikum in einem Grafikdesignbüro auf der Zeche Waltrop. Nach 7 Monaten funkte dann allerdings recht überraschend der damalige Wehrdienst dazwischen. Bei der Bundeswehr sparte Andreas sich in vier Jahren das Geld für sein ersehntes Grafikdesignstudium zusammen, das er von 2010 bis 2013 an der Fachhochschule Münster mit dem Schwerpunkt Illustration absolvierte. Hier lernte er auch seine Partnerin Jana Walczyk kennen, mit der er gemeinsam zur Zeit den Master für Illustration an der Fachhochschule HAW-Hamburg macht. Neben dieser zeitintensiven Beschäftigung mit ihrem beruflichen Werdegang zeichnet die beiden aus, dass sie viele Projekte bestreiten. Besonders aktuell sind zwei Drucke der beiden Künstler mit dem Titel „Meinungsfreiheit“ und „Together“, die dort vorne an der Wand zu sehen sind. Die Originale, die zur Zeit in einer Pariser Galerie ausgestellt werden, sind eine illustratorische Auseinandersetzung mit dem terroristischen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo. Für eine Ausstellung in einer Hamburger Galerie entstanden die Bilder einer gemeinsamen Italienreise, die Sie im oberen Teil der Ausstellung finden.

Die Stadtmaler entwickelten auf dieser Reise ihre individuellen Zugänge, um ihre Eindrücke festzuhalten. Während Andreas, inspiriert durch die Kulturgeschichte Italiens, sich zeichnerisch mit Land und Museen auseinandersetzte, fing Jana die mediterrane Atmosphäre fotografisch ein. Besonders faszinierte Jana hierbei das Mystische und Märchenhafte an Venedig und Florenz. Eindrucksvoll ist diese Mystik zum Beispiel in dem Bild „Das Geheimnis von Venedig“ zu erkennen. Amorphe, teilweise schneckenartige Häuschen schaukeln in weichen Wellen und werden dank eines großen Goldfisches als Stadt verankert.

Auf dem Weg in den oberen Ausstellungsteil, begegnen Ihnen im Treppenaufgang Illustrationen zu Edgar Allen Poes Buch `The black cat`. Fasziniert von Poes düsterer Geschichte setzt Andreas in diesen surrealistisch angehauchten Grafiken die schriftliche Sprache in metaphorische Bilder um. Der Betrachter wird bei Andreas Derebuchas Bildern oft in traumhaft verschlungene Pfade gesogen, die in ihrem Detailreichtum und ihren starken Hell-Dunkel-Kontrasten den schweifenden, zufälligen Blick einfangen und festhalten.

Mit Jana Walczyk, 1989 in Bramsche bei Osnabrück geboren, darf Waltrop erstmals eine Frau als Stadtmalerin begrüßen. Sie ist sowohl künstlerisch als auch im pädagogischen Sinne eine großartige Bereicherung für unser schulische Projekt ist.

Denn Jana studierte zunächst, nach der Fachoberschule für Gestaltung, Kunsttherapie in Ottersberg. Die Arbeit mit Kindern an Kunstschulen undGrundschulen zieht sich bis heute durch ihre Vita. Allerdings fehlte ihr als Kunsttherapeutin die eigene künstlerische Tätigkeit, weshalb sie zum Grafikdesignstudium nach Münster wechselte. Jana Walczyks Bilder entstehen durch Collagen, die ihr helfen, Bildideen aufzuspüren. Diese puzzleartige Technik lässt Jana im Prozess Raum für das Ungeplante und den Zufall, so dass sie neue Bildmotive und Kompositionen aufspüren und weiterentwickeln kann. Hierbei können die Collageteile aus eigenen Skizzen bestehen, aus eingescannten Stoffen oder aus Papieren mit spannenden Strukturen. Sehr eindrucksvoll sind auch die Bilder aus Jana Walczyks Kinderbuch für Erwachsene „Kennst du das auch?“, das im Zuge ihrer Bachelorarbeit entstand. Das Bilderbuch basiert auf Interviews, die Jana mit Kindern und Erwachsenen über Gefühle führte. Sie stellt zehn Gefühle, wie z.B. Traurigkeit oder Liebe in einer sehr fragilen und empfindsamen Art figurativ dar. Ausschlaggebend für die Idee war während ihrer Arbeit als Kunsterzieherin der Ausspruch eines Kindes, das sagte: „Immer wenn ich traurig bin, regnet es in meinem Bauch“. Vielleicht entdecken Sie ja in der Ausstellung das passende Bild zu diesem Zitat!? Das Buch und die einzelnen Illustrationen, sowie weitere signierte Drucke, Karten und Taschen sind im Treppenaufgang käuflich zu erwerben.
Ich möchte mich an dieser Stelle bei Michael Ogiermann bedankten, der vor 20 Jahren das Stadtmalerprojekt ins Leben rief, es mir nun anvertraute und den Kontakt zu unseren diesjährigen Stadtmalern aufbaute.

Herzlichen Dank an Jana Walczyk und Andreas Derebucha, dass sie sich mit all ihrer Kreativität auf unser schulisches Stadtmalerprojekt einlassen und den zündenden Gedanken zu unserem diesjährigen Buchprojekt gaben. Außerdem bitte ich um Applaus für die Waltroper Schriftstellerin und ehemalige Kollegin Gudrun Güth, die mit ihrem Schreibworkshop die jungen Schreiber unserer Schule unterstützt und eigens für das entstehende Buch schon eine Kurzgeschichte mit dem Titel `Inklu Was?` verfasst hat.

Besonders Hervorheben möchte ich auch die unglaublich hilfreiche Kooperation bezüglich der heutigen Ausstellung durch Hr. Schlierkamp und Hr. Block vom Kulturforum Kapelle.

·        „Con piacere“ bedeutet, aus dem italienischen übersetzt, mit Vergnügen. Mit Vergnügen sollten Sie nun die form- und farbprächtigen Illustrationen der beiden Künstler genießen, sowie die musikalische Darbietung des Pianisten Gregor Ottomeier. Vorab auch Ihnen herzlichen Dank für ihre musikalische Einstimmung. 

 

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